Vanguard Invest Direkt: Vanguard macht ETF-Depot dicht (2024)

Nach nur einem Jahr am deutschen Markt stellt die US-Fonds­gesell­schaft Vanguard ihr Depot-Angebot „Invest Direkt“ und den Robo-Advisor „Invest Anlage­service“ über­raschend wieder ein. Dort konnten Anle­gerinnen und Anleger Sparpläne auf die Vanguard-ETF ohne Kauf­gebühren einrichten. Die Kundinnen und Kunden wurden am 7.November per Mail über die Einstellung informiert. Wir beant­worten die wichtigsten Fragen:

Zu wann wird das Angebot einge­stellt?

Vanguard bittet seine Kundinnen und Kunden nun, ihr Fonds­vermögen vor dem 8.Dezember 2023 entweder zu verkaufen oder auf einen neuen Depotanbieter zu über­tragen. Das Online-Portal bleibe bis „Ende April 2024“ geöffnet. Bis dahin sollten Investo­rinnen und Investoren alle ihre Unterlagen herunter­laden.

Was passiert mit den Fonds und ETF, die nicht vor dem 8. Dezember verkauft oder über­tragen werden?

Bei Kundinnen und Kunden, die ihre Fonds nicht bis zum 8. Dezember verkauft oder über­tragen haben, werden die Kunden­bestände laut Vanguard verkauft und die Erträge auf die Referenz­konten über­wiesen. Das solle „inner­halb 5-11 Arbeits­tagen“ passieren.

Fallen für die nun „erzwungenen“ Verkäufe Gebühren an?

Normaler­weise fielen bei Invest Direkt Gebühren von sieben Euro für Einmalverkäufe an. Vanguard hat uns versichert, dass für den nun zwangs­weisen Verkauf keine Gebühren anfallen. Falls bei Kundinnen und Kunden dennoch Gebühren erhoben würden, würden die betroffenen Personen entschädigt. Als „Kulanz­geste“ für die Unannehmlich­keiten zahle Vanguard seinen Kunden einmalig 25Euro, die ohne Antrag gezahlt werden sollen, nachdem das Konto geschlossen wird. Werden die Fonds und ETF mit Gewinn verkauft, können allerdings Steuern anfallen.

Soll ich meine Fonds verkaufen oder über­tragen?

Ein Depot­über­trag ist in den meisten Fällen problemlos möglich, ist allerdings mit dem Ausfüllen von Formularen verbunden. Bruch­stücke von Fonds und ETF, die bei Sparplänen anfallen, können in der Regel nicht über­tragen werden und müssen über Vanguard verkauft werden. Daher wird ein Verkauf der ETF und eine neue Anlage bei einem anderen Broker die einfachste Variante sein.

Bei den Über­legungen zum Depot­über­trag oder Verkauf der Anteile sollten Anleger auch den jähr­lichen Sparerfrei­betrag von 1000 Euro für Ledige (Verheiratete 2000 Euro) im Hinterkopf haben. Kapital­erträge unter dem Sparerfrei­betrag bleiben steuerfrei.

Was sind gute Alternativen zu „Invest Direkt“?

ETF von Vanguard können bei vielen Onlinebrokern und Direkt-Banken als Sparplan abge­schlossen werden, teil­weise ohne Ausführungs­kosten. Die güns­tigsten ETF-Sparpläne haben wir in unseren ETF-Sparplan-Vergleich zusammen­stellt. Wer günstig und vor allem per App anlegen möchte, findet gute Angebote in unserem Neobroker-Vergleich. Kunden vom Robo-Advisor „Invest Anlage­service“ finden in unserem Robo-Advisor-Vergleich Alternativen.

Warum macht Vanguard sein Angebot nach nur einem Jahr wieder dicht?

In der Mitteilung des Unter­nehmens heißt es: „Auf der Grund­lage der aktuellen, als auch der künftig zu erwartenden Kundenzahlen, haben wir jedoch nicht die notwendige Größe erreicht, um diese Dienst­leistungen weiterhin anbieten und effizient betreiben zu können. Wir haben daher die schwierige Entscheidung getroffen, unsere Platt­form zu schließen. Wir sind uns bewusst, dass dies eine enttäuschende Nach­richt für Sie ist, und wir bedauern die damit verbundenen Unannehmlich­keiten sehr“.

Die Einstellung zum jetzigen Zeit­punkt über­rascht, hatte der damalige Deutsch­land-Chef Jesper Wahren­dorf doch in einem Interview mit dem Branchenmagazin Fonds­professionell zum Start gesagt: „Dabei ist es egal, ob es drei, fünf oder zehn Jahre oder noch länger dauert, bis unser Angebot angenommen wird. Vanguard ist kein Start-up, das rasch Kunden gewinnen muss, um seine Kapital­geber zufrieden­zustellen. Vanguard ist ein etabliertes, genossenschaftlich organisiertes Unternehmen.“

Weitere Informationen für Kundinnen und Kunden gibt es auf der Webseite von Vanguard.

Der Schnell­test von Vanguard Invest Direkt vom 26.01.2023

Die US-Fonds­gesell­schaft Vanguard hat als Pionier in den 70ern den ersten Indexfonds für Privat­anleger aufgelegt und ist heute mit vielen ETF in Deutsch­land vertreten. Seit Kurzem bietet sie mit „Vanguard Invest Direkt“ auch Wert­papierdepots in Deutsch­land an. Wir haben uns angeschaut, ob das Depot für Anle­gerinnen und Anleger eine gute Alternative ist.

Die Kosten von Vanguard Invest Direkt

Das Depot von Vanguard ist kostenlos. Für ETF-Sparpläne fallen keine Kauf­gebühren an, die monatliche Mindest­rate beträgt 25 Euro, die Höchst­rate 10000 Euro. Einmalkäufe und -verkäufe bis 100000 Euro kosten hingegen pauschal 7 Euro. Bei größeren Summen kommen Anleger damit güns­tiger weg als wenn sie eine prozentuale Gebühr zahlen würden. Viele Neobroker sind aber deutlich güns­tiger: Trade Republic nimmt 1 Euro, Scalable 0,99 Euro, bei Just­trade und Finanzen.net handeln Anleger Summen ab 500 Euro kostenlos. Kleinere Summen sollten bei Vanguard Invest Direkt daher über den Sparplan angelegt werden.

Tipp: Mehr zu güns­tigen Depotanbietern unter Neobroker im Vergleich.

Das Fonds­angebot von Vanguard Invest Direkt

Der größte Haken des Angebots: Es können ausschließ­lich Fonds und ETF des Anbieters Vanguard gehandelt werden. Die Auswahl umfasst zur Zeit knapp 90 Produkte, darunter „1. Wahl“-ETF aus den wichtigen Fonds­gruppen Aktien Welt, Aktien Europa, Aktien Schwellenländer global sowie Staats­anleihen Euro. So können Anle­gerinnen und Anleger dort zum Beispiel den beliebten Vanguard FTSE All-World besparen, der rund 3900 große und mittel­große Unternehmen aus Industrie­staaten und Schwellenländern beinhaltet.

Die folgende Tabelle zeigt eine Über­sicht der ETF und Indexfonds von Vanguard aus den wichtigsten Fonds­gruppen.

Tipps für Sie:

  • Durch Klick auf den Fonds­namen in der Tabelle gelangen Sie zur passenden Einzel­fonds­ansicht in unserem Fonds­finder.
  • In unserem Fonds­finder finden Sie alle Fonds und ETF von Vanguard, auch beispiels­weise aus den Misch­fonds­gruppen.

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Einschränkungen beim Handel

Bei Vanguard Invest Direkt nicht auswähl­bar sind Fonds fremder Anbieter, Aktien sowie andere Wert­papiere wie etwa Gold-ETC.

Wenig flexibel sind auch die Handels­optionen bei den Sparplänen. Es gibt nur einen Ausführungs­tag der ETF-Sparpläne: Sie werden immer zum Dritten eines Monats ausgeführt. Andere Anbieter erlauben eine größere oder freie Auswahl der Handels­tage.

Kein Verrechnungs­konto notwendig

Vanguard Invest Direkt verzichtet auf ein eigenes Verrechnungs­konto, auf das Geld zum Handeln über­wiesen werden muss. Die Raten für die Sparpläne oder Beträge zum Einmalkauf zieht Vanguard direkt vom Giro­konto der Anle­gerinnen und Anleger ein.

Fazit

Vanguard gehört mit seinem neuen Angebot zu den güns­tigen Depotanbietern, bietet aber nur sehr einge­schränkte Möglich­keiten. Interes­sant ist das Angebot vor allem für ETF-Sparer, die haupt­sächlich einen breit streuenden Welt­aktienfonds zum lang­fristigen Vermögens­aufbau nutzen wollen. Sie können kostenlos sparen und zahlen nur die geringen laufenden Kosten des ETF, die etwa beim Vanguard FTSE All-World ETF bei 0,22 Prozent liegen. Wer Wert auf ein komplexeres Depot legt, findet güns­tige Anbieter in unserem Test von Wertpapierdepots, im Test von Neobrokern oder im ETF-Sparplan-Vergleich.

Vanguard Invest Direkt: Vanguard macht ETF-Depot dicht (2024)

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